Nach langem habe ich mich wieder an intensives Nähprojekt gesesetzt. In den letzten Monaten war ich beruflich viel eingespannt und immer wieder auf Reisen. Zum Nähen blieb dort nahezu keine Zeit. Seit dem Beginn von Corona haben meine Nähfreundinnen einen Online-Nähtreff begonnen. Hier treffen wir uns in unregelmäßigen Abständen um gemeinsam via Zoom zu nähen. Ich genieße diese gemeinsame Zeit immer sehr, es wird zugeschnitten, genäht, gestrickt oder auch einfach nur geplaudert. Nach jedem Meeting bin ich kreativ inspiriert. So war es auch als eine Freundin auf die Schnittmuster von Christina Yusupova hingewiesen hat. Ein russisches Schnittmusterlabel mit tollen Schnitten. Der Mantel Olivia ist direkt auf meiner Must-have-Liste gelandet. Und so habe ich die Zeit in den Weihnachtsferien genutzt, dieses schöne Projekt zu starten….
Vorbereitung Schnittteile
Der Stoff für dieses Projekt war ein absoluter Glückstreffer. Im Stoffgeschäft hier vor Ort fand ich diesen wunderschönen Fischgrät aus reiner Wolle. Ein Traum! Das Futter und die Wollwatteline habe ich in einem kleinen Handarbeitsgeschäft gekauft, ebenso die Vlieseline mit Flanellseite. Kannte ich bislang noch nicht, aber toll in der Verarbeitung.
Die gesamte Verarbeitung des Schnittes wird in Bildern erklärt. Ab und an habe ich die russische Anleitung übersetzten müssen, durch die vielen Fotos war jedoch vieles selbsterklärend. Die Verarbeitung würde ich als vereinfachte Coutureverarbeitung bezeichnen. Die flanellartige Vlieseline wurde zur Verstärkung von Kragen und Besatz sowie den gesamten Vorderteilen verwendet. An den Rückenteilen wurden die oberen Partien verstärkt. Das Vlieseline trägt nicht allzu sehr auf und hat dennoch einen stabilisierenden Effekt.
Die Kanten und Rundungen wurden zusätzlich mit Formband versehen, ebenso die Schultern und Schlitzbesätze.
Das Nähen
Begonnen habe ich das Nähen des Mantels mit den Taschen, Auch hier war die Verarbeitung plausibel erklärt.
Hier die fertige Tasche mit Paspel, noch geheftet, damit sich beim weiteren Nähen nichts mehr verziehen konnte.
Zu meiner Überraschung wurden alle Kanten und Nahtzugaben nicht versäubert. Dafür aber wie schon gewohnt nach jedem Nähschritt ausgiebig gebügelt und in Form gebracht.
Ärmel einsetzen und füttern
Die Armkugel wurde auch hier mit Vlieseline verstärkt, so habe ich den Ärmel bei meinem Wintermantel im Burberry-Style auch schon verarbeitet. Auch auf Dauer bleibt so die nötige Stabilität erhalten. Nach dem Einsetzen den Ärmels habe ich ihn über dem Ärmelbrett in Form gebügelt.
In der Armkugel wurde zur Formgebung ein Ärmelfisch eingenäht. Die Schablone zum zuschneiden des Ärmelfisches ist in der Anleitung zum Ausdrucken enthalten, ebenso die Knopfvorlage und die Vorlage für die Schulterpolster. Für den Ärmelfisch habe ich Wollwatteline verwendet.
Futter einnähen
Zwischen Futter und Wollstoff kommt eine Lage Wollwatteline. Diese habe ich nur grob zugeschnitten, die Futterteile dort aufgesteckt und zusammengenäht. Dann habe ich die Watteline zugeschnitten und mit dem Futter als ein Teil verarbeitet. Der untere Ärmel und die Säume bleiben ungefüttert (ohne Watteline).
Das Einnähen des Futters erklärt die Schnittmusterdesignerin auch in ihren YouTube-Videos. Die Verarbeitung ist professionell und gut umzusetzen.
Zum Schluss habe ich durch die passenden Knöpfe dem Mantel noch den letzten Schliff gegeben. Danach die Heftfäden aufgelöst und den Mantel final gebügelt. Ich habe fest vor noch ein weiteres Modell von Studio Yusupova zu nähen und freue mich auf viele neue Schnitte der Designerin.
Der fertige Mantel
Der Mantel ist etwas oversized geschnitten und fällt gerade. Eine leichte Taillierung ist nur über die Form des Rückenteils gegeben. Genäht habe ich eine Größe 38. Im Nachhinein wäre eine 36 ausreichend gewesen. Auf Grund des etwas dickeren Futters und den fehlenden Angaben zur Ärmelweite habe ich mich für die größere Größe entschieden. An den Schultern habe ich um ca. 1,5 cm nach innen korrigiert und verschmälert. Die Länge des Schnittes ist auf eine Körpergröße von 162 cm -166 cm bemessen. Den Mantel habe ich vorab am Schnittmuster noch um 5 cm gekürzt.
Die Schlitzverarbeitung am Ärmel war für mich neu, aber durch die gute Anleitung problemlos umzusetzen. Die Knopflöcher sind nur Atrappe, der Schlitz kann nicht geöffnet werden.
Der schöne Kragen des Mantels gefällt mir besonders gut. 🙂
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